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Das Modell eines eisenzeitlichen
Gehöfts aus Meppen-Versen bildet den Einstieg in die Ausstellung zur
vorrömischen Eisenzeit. Es
handelt sich um ein Haus einer größreren eisenzeitlichen
Siedlung in Meppen Versen. Ausgrabungen der letzten Jahre brachten weitere eisenzeitliche Befunde bzw. Nachweise eisenzeitlicher Besiedlung z.B. in Haren, Geeste oder Walchum zu Tage.
Der im Planum (Grabungsfläche) gut erkennbare
Hausgrundriss aus Versen von 18 m Länge und 7 m Breite zeigte ein zweischiffiges,
queraufgeschlossenes
Gebäude mit Unterteilung in Wohnteil mit Feuerstelle und Stallteil mit
Viehboxen. Insgesamt wurden drei Hauptgebäude und vier
Sechspfostenspeicher
untersucht. Zwischen den einzelnen Höfen ließen sich Zaunsetzungen
erkennen;
gegebenenfalls war auch die ganze Siedlung von einem Zaun umfriedet. Die
kleinparzelligen Ackerfluren der Dorfbewohner, die sog. celtic fields,
sind archäologisch nicht mehr nachweisbar und nur noch im Luftbild
erkennbar.
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eisenzeitliches Haus |
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Mit der Eisengewinnung wurde etwa um 1.300 v. Chr. begonnen. Der Rohstoff, das sog. Raseneisenerz,
ist bis heute im Emsland vielerorts oberflächennah zu finden. Dass diese
Ressource großflächig genutzt wurde, zeigen zahlreiche Funde von Eisenschlacke,
einem Abfallprodukt bei der Eisengewinnung im Rennfeuerofen. Eisen als weitaus
härteres Material verdrängte nicht nur die weichere Bronze, sondern auch die
bis weit in die Bronzezeit hinein gebräuchlichen Steinwerkzeuge. Die
Bearbeitung von Roheisen ist im Museum eindrucksvoll durch die Beigaben aus dem
sog. „Schmiedegrab“, kleinen Werkzeugen zur Eisenbearbeitung, belegt. |

Die Bestattungssitten der vorrömischen Eisenzeit - Beibehaltung der Brandbestattung und Beisetzung
auf weitläufigen Urnenfeldern - sind zwar gut belegt, jedoch zeichnen sich die
Gräber durch Beigabenarmut aus. Meist sind nur kleine Gefäße und metallene
Bestandteile der Tracht oder Gerätschaften des täglichen Bedarfs beigegeben
worden. Die Urnen selbst zeigen das breite Spektrum von unspezifischer
heimischer Herstellung, u.a. die sog. Fingertupfenurnen, bis hin zu Gefäßen,
die in Form und Verzierung weiträumige Verbindungen, vielleicht sogar direkte
Importe erkennen lassen. Zu einer emslandtypischen Ausprägung der Keramik ist
es nicht gekommen.
Eine viel gestellte Frage ist immer wieder die nach der Lebenserwartung
der Menschen. Auswertungen von Grabungsergebnissen einzelner eisenzeitlicher Urnenfelder
haben ergeben, dass die Lebenserwartung bei Neugeborenen aufgrund der hohen
Kindersterblichkeit bei nur 27 Jahren lag und erst nach dem Kindesalter auf etwa 44 Jahre anstieg. Die Bevölkerung solcher
eisenzeitlicher Siedlungen dürfte zu gut 50% aus Kindern und Jugendlichen
bestanden haben. Ähnliche Lebenserwartungen und Bevölkerungsstrukturen hat eine
Untersuchung der UN 1955 für die Länder der Dritten Welt ergeben, nach neuesten
Studien liegt die Lebenserwartung hier heute bei etwa 64 Jahren.